Josef II. >>
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Reiterstandbild von Joseph II. auf dem Josefsplatz vor der Nationalbibliothek. Joseph II. war ein Exponent des aufgeklärten Absolutismus. „Alles für das Volk, aber nichts durch das Volk“ war sein angeblicher Leitspruch. Ein fürsorgliches, paternalistisches Denken, das mit dem selbstverschuldet unmündigen, raunzenden (sudernden) Bürger bis heute eine sich selbst reproduzierende Ehe eingeht.
Eine Statue steht auch im Alten AKH. Die Gründung des ersten, modernen Krankenhauses geht auf Josef II. zurück.
Joseph II. der absolute Aufklärer
Joseph II., 1741-1790, Erzherzog von Österreich aus dem Geschlecht Habsburg-Lothringen, wurde 1764 römisch-deutscher König. Er war von 1765 bis 1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, ab 1780 auch König von Ungarn und Böhmen. Als erster Sohn und viertes Kind von Maria Theresia und ihrem Gemahl Franz Stephan von Lothringen war er zur Nachfolge bestimmt.
War seine Mutter Maria Theresia noch dem Geist der Gegenreformation verhaftet, so war Joseph bereits ein Anhänger aufklärerischer Ideen. Nach ihrem Tod 1780 versuchte er, diese Ideen politisch umzusetzen, teils überhastet und undiplomatisch. Durch Verzögerungen oder Widerstand blieben sie letztlich unwirksam, oder wurden z.T. wieder zurückgenommen:
Aufhebung der Leibeigenschaft, Abschaffung der Todesstrafe im Zivilstrafrecht, Einschränkung des strengen Spanischen Hofzeremoniells, Schutzzölle für den Handel, Grundsteuer für den Adel, Deutsch als Staatssprache im Vielvölkerreich, Bau von Schulen und Krankenhäusern (u. a. des alten AKH Wiens), Gründung von Waisen- und Armenhäusern.
Auflösung von 700 Klöstern, die im volkswirtschaftlichen Sinne unproduktiv waren. Verringerung des päpstlichen Einflusses. Toleranzpatent mit Ende des Glaubensmonopols der Katholischen Kirche. Verbot von „abergläubischen“ Bräuchen der Kirche, gleichzeitig Religionsfreiheit für Christentum und Judentum, Vorrang der Katholischen Kirche blieb aufrecht (Josephinismus). Abschaffung von Särgen für jeden Toten (wiederverwendbare „Klappsärge“,). Abschaffung von Feiertagen. Anfänge eines Bürgerlichen Gesetzbuches.
Aufgrund seines Reformeifers und seiner Detailversessenheit war er nicht nur bei den alten Eliten, sondern auch bei der Bevölkerung unbeliebt. Er reiste unter dem Pseudonym ‚Graf von Falkenstein’ inkognito und verunsicherte so die Untertanen.
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Schönheit nach dem Ideal
Heuer jährt sich der Todestag von Franz Anton Zauner, der es vom armen Bergbauernbuben zum führenden Bildhauer am Wiener Hof gebracht hat, Direktor der Akademie der Bildenden Künste war und für seine Verdienste geadelt wurde, zum 200. Mal. Dem überzeugten Vertreter des Klassizismus verdankt Wien herausragende Kunstwerke, am bekanntesten ist das Reiterdenkmal für Kaiser Joseph II. auf dem Josefsplatz.
Heute wird in Unterfalbethan niemand mehr geboren. Der Weiler Falbethan, er besteht aus Unter- und Oberfalbethan ganz oben am Kaunerberg in Tirol, ist verlassen, einige Häuser werden noch als Sommer- oder Ferienhäuser genutzt. 1746 war das anders: Am 5. Juli wurden die Zwillinge Franz und Jakob Zauner geboren, die Eltern waren Bergbauern, die Verhältnisse dürftig. Zur Not steigerten sie sich, als ein Jahr später der Vater Andreas Zauner starb und Theresia Zauner allein für ihre fünf Kinder sorgen musste. Sie stammte aus einer künstlerisch begabten Familie, ihr Bruder Josef Deutschmann war ein geschätzter Steinmetz.
Bereits als Kind begann Franz Anton Zauner zu schnitzen. Die künstlerische Begabung fiel dem Kaunerberger Bildhauer Balthasar Horer auf, der ihn zunächst zur Ausbildung zu sich nahm und ihn nach zwei Jahren zu Josef Deutschmann nach Passau schickte. Zehn Jahre blieb Franz Anton Zauner bei seinem Onkel, kleine Reisen boten ihm Gelegenheit, bedeutende Kunstwerke zu sehen. Zauner nennt rückblickend seinen Lehrherrn „einen redlichen Mann, doch nur einen Handwerker“, bereute aber nie die ausgezeichnete mechanische Fertigkeit, die er sich hier erworben hatte.
Karrierestart in Wien
1766 übersiedelte er nach Wien, um in der Hauptstadt seine Fähigkeiten künstlerisch weiterzuentwickeln. Aufgrund eines Empfehlungsschreibens seines Onkels durfte er Talentproben bei Jakob Schletterer, Professor für Bildhauerei an der Akademie, ablegen. Der erkannte Zauners Fähigkeit, stellte ihn in seine Dienste und ließ ihn auch an Lehrgängen der Akademie über Baukunst und Metallgießen teilnehmen.
Schletterer empfahl Zauner an Christian Wilhelm Beyer, Hofmaler, Hofarchitekt und angesehenster Bildhauer Wiens in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Dieser bekam 1773 vom Staatskanzler Jakob Kaunitz einen Großauftrag für die Ausschmückung des Schönbrunner Schlossparks und stellte einen Stab von dreizehn Bildhauern zusammen, zu dem auch Zauner gehörte – die Figuren des Neptunbrunnens stammen maßgeblich aus Zauners Hand.
Künstlerisch stehen die Objekte ganz in der Tradition der französischen Plastik, für die weiche Formenbildung, die alle Konturen zu einer flüssigen Anmut abrundet, typisch ist. Zauner fühlte sich aber mehr zur Antike hingezogen und verließ 1774 den Stab der Bildhauer. Den Lebensunterhalt verdiente er sich mit geschnitzten anatomischen Modellen für den Anatomen Professor Barth – und durch diese Tätigkeit wurden der Hof und Staatskanzler Kaunitz auf Zauner aufmerksam.
Kaunitz vertrat die Auffassung, dass die Kunst für die Weiterentwicklung von Staat und Gesellschaft von großer Bedeutung sei, förderte deshalb zahlreiche Künstler und ermöglichte ihnen Studienaufenthalte in den ausländischen Kunstzentren. Er war ein Anhänger der Antike, schätzte die Korrektheit der Zeichnung, die Regelmäßigkeit der Architektur, am reinsten vertreten in Italien.
1775 wurde Zauner dem Staatskanzler vorgestellt, der den jungen Bildhauer mit der Verzierung des westlichen Brunnens im Schlosshof von Schönbrunn beauftragte. Neben allgemeinem Lob brachten die drei Allegorien für Donau, Inn und Enns auch jenen Lohn, der von jungen Künstlern am meisten begehrt wurde, nämlich ein Stipendium nach Rom. Mit dem Vordringen des Klassizismus war die Sehnsucht der Künstler, durch das Studium der Antike ihre Ausbildung zu vervollkommnen, gewachsen. Es bedeutete für Zauner daher ein großes Glück, als er 1776 zur Reise nach Rom aufbrach. Dort bot sich nun die Möglichkeit, die besten Antiken zu sehen, zu zeichnen, zu modellieren, zu kopieren und sich ihre Formensprache anzueignen.
Im neuen Stil galt das Verhältnis zwischen Natur und Ideal als zentrale Frage. Die vollkommene Schönheit finde man nie in der Natur, die vielen Zufällen unterworfen sei, meinten die Vertreter der Klassik. Deshalb sollte die Natur nicht getreu nachgeahmt, sondern nach dem Schönheitsideal stilisiert werden. Es sei die Aufgabe der Kunst, die frei und den Zufällen nicht unterworfen sei, die Natur durch Vervollkommnung an Schönheit zu übertreffen. Den Winckelmann’schen Ideen von der „edlen Einfalt und stillen Größe“ entsprechend, suchten Künstler die Einfachheit und Schönheit in der Ruhe und im sanften Umriss.
Erfolgreich vernetzt
Fünf Jahre blieb Zauner in Rom. In dieser Zeit machte seine Kunst jene Wandlung durch, die ihn immer mehr von der malerischen Bewegung, die sein Schönbrunner Werk noch aufwies, zur geschlossenen strengen Linie und plastischen Ruhe führte. 1781 kehrte er nach Wien zurück, um sich für die frei werdende Professorenstelle an der Akademie zu bewerben, und wurde, erst 36 Jahre alt, 1782 zum Professor für Bildhauerei ernannt, womit seine materiellen Sorgen ein Ende hatten.
Zauners Lehrtätigkeit fiel in die Ära, in der sich die Klassik in allen Kunstsparten durchsetzte: In Wien wirkten Mozart und Beethoven, in Weimar Goethe und Schiller. Seine Stellung an der Akademie und die Gönnerschaft von Kaunitz verschafften ihm glänzende Verbindungen zum kunstliebenden Adel in Wien und die Aufträge ließen nicht lange auf sich warten. Etwa von Graf Johann Fries, der sich gerade einen Palast am Josefsplatz gegenüber der Hofbibliothek bauen ließ.
Das Palais Fries (später Pallavicini) wurde schnell zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens, regelmäßig trafen sich hier die bedeutendsten Geister Wiens, unter ihnen auch Zauner. 1784 war er Mitglied der Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht“ geworden, prominente Mitglieder waren Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und der „hochfürstliche Mohr“ Angelo Soliman.
Aus dieser Schaffensperiode sind besonders Zauners Engel für verschiedene Kirchen zu erwähnen: Der stürmische, pathetische Gestus des Barock ist hier einer Wärme der Empfindung und gehaltvollen Ruhe gewichen. Hohe Meisterschaft erreichte Zauner auch in seinen Bildnisbüsten berühmter Persönlichkeiten, darunter von Joseph von Sonnenfels, Erzherzog Karl und Kaiser Franz. Zauner avancierte zum bekanntesten Bildhauer Österreichs.
In den frühen 1790er Jahren entstanden zwei monumentale Grabdenkmäler: für Feldmarschall Laudon und für den 1792 verstorbenen Kaiser Leopold II. Dessen Prunksarkophag war noch nicht aufgestellt, da erhielt Zauner vom Hof den Auftrag, dem 1790 verstorbenen Joseph II. ein würdiges Denkmal zu setzen. Zehn Jahre sollte er an dem Reiterstandbild arbeiten, das als sein Hauptwerk gilt. Am 24. November 1807 wurde es auf dem Josefsplatz feierlich enthüllt.
Der Architekt des Palais Fries, Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg, verfolgte den Plan, den Platz vor der Hofbibliothek mit dem Denkmal zu schmücken. Zauners Aufgabe bestand darin, ein Werk zu schaffen, das dem Wesen des Reformkaisers entsprach und sich harmonisch in den klassizistischen Platz fügte. Er wählte dafür den Typus des ruhig schreitenden Pferdes; dessen kraftvoller, aber gemäßigter Schritt und die schützend ausgestreckte Rechte des römisch gewandeten Kaisers vermitteln Ebenmaß, Gelassenheit und Erhabenheit. Vorbild für das Denkmal war jenes des Marc Aurel, dabei spielte auch eine Rolle, dass die Habsburger damals noch den Titel eines römischen Kaisers führten. Bronzereliefs am Sockel zeigen Szenen aus dem Leben des Kaisers, seine Taten und Tugenden.
Insgesamt handelt es sich um ein Denkmal des aufgeklärten Absolutismus, das die Vorteile eines von einem weisen, väterlichen Monarchen geleiteten Staatswesens den neuen Ideologien der Französischen Revolution entgegenstellt.
Eine der größten Herausforderungen für Zauner war es, das Monument in Bronze auszuführen. Das öffentliche Interesse war groß, handelte es sich doch um den größten Bronzeguss Österreichs und den ersten dieser Art in Wien. Der gelungene Guss war dann nicht nur ein technischer, sondern auch ein politischer Triumph, da bis dahin die französischen Gusshütten die führende Rolle in Europa innehatten.
Zauners Ruhm ging daraufhin durch ganz Europa. Seine Arbeit hatte sich ausgezahlt: Kaiser Franz war so zufrieden, dass er ihn in den Adelsstand erhob und ihm den Titel „Edler von Falbethan“ verlieh, außerdem gewährte er eine lebenslängliche Pension von dreitausend Gulden jährlich.
Auch für seine Karriere war das Denkmal von großer Bedeutung: 1806 wurde der Bildhauer Zauner zum Direktor der Akademie ernannt, im Bruch mit der Tradition, dass der Leiter der Akademie ein Maler sein müsse. Die damit verbundene rege Gutachtertätigkeit, sein Engagement für die Erhaltung und Restaurierung von Kunstdenkmälern und vielfältige Verwaltungsaufgaben ließen Zauner nur wenig Zeit für künstlerische Arbeiten, auch verschlechterte sich sein Gesundheitszustand infolge von Steinleiden.
Die letzten Jahre
Als es ihm immer schwerer fiel, die Akademiegeschäfte persönlich zu besorgen, suchte er um die Versetzung in den Ruhestand an, die ihm am 20. September 1815 gewährt wurde. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in wohlverdienter Ruhe, nur Mitglied des akademischen Rates und künstlerischer Berater des Hofes blieb er bis zu seinem Tod am 3. März 1822. Dies zeigt noch einmal deutlich, welch großer Wertschätzung er sich am Hofe erfreute.
Zauner war bis zu seinem Lebensende unverheiratet, den Haushalt besorgt ihm seine verwitwete Nichte. Seine Anspruchslosigkeit, Offenheit und die angenehmen Umgangsformen verschafften ihm jedoch viele Gönner und Freunde, sein Verhältnis zu Kaiser Franz war beinahe herzlich. In seiner Lehrtätigkeit galt er als ernsthaft, trocken und etwas steif.
So harmonisch abgeschlossen und voll großer Erfolge der Lebensweg Zauners auch war, sein Aufstieg vom Bergbauernbuben zum gefeierten Künstler und Direktor der Akademie, am Ende seines Lebens sah er noch die neuen Namen und Entwicklungen in der Kunst – es waren die Romantik und Antonio Canova, die seinen Namen verblassen ließen.
In Erinnerung bleibt Zauner als überzeugter Anhänger des klassizistischen Prinzips, dass ein Kunstwerk nicht eine gesonderte Einzelschöpfung sein dürfe, sondern in der Gesamtheit mitklingen müsse. Am deutlichsten ist diese Idee des Gesamtkunstwerkes mit dem Ziel der absoluten Harmonie am Josefsplatz zu sehen und zu spüren. Das Goethe-Wort über den klassischen Künstler trifft auch für Franz Anton Zauner voll und ganz zu: „Männlicher Ernst und Klarheit walten stets zusammen, wir mögen daher seine Arbeit gern classisch nennen.“