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GESCHICHTE WIENS     >>

Von den Römern…

Die Geschichte Wiens ist bis zur Römerzeit nachverfolgbar. Die Grundrisse des römischen Militärlagers Vindobona an der Limesgrenze spiegeln sich heute noch im Straßenverlauf der Inneren Stadt (Naglergasse, Graben).

Im Mittelalter lag Wien bis ins 12. Jahrhundert nahe der ungarischen Grenze. Mit der Festigung der Macht der Babenberger an der Donau bekam Wien städtische Funktionen als Residenz und mit Klostergründungen.

Im 14. Jahrhundert wurde Wien „gotisiert“ (St. Stephan). Die Gründung der Universität sorgte für geistige Ausstrahlung. Wein war das wichtigste Exportgut.

…bis zur Neuzeit

Nach der ersten Türkenbelagerung 1529 wurden die mittelalterlichen Stadtmauern durch eine modernere Befestigungsanlage ersetzt. Davor blieb eine bis zu 600 m tiefe Zone unverbaut, das sogenannte Glacis. Es sollte den herannahenden Feind ungeschützt sicht- und angreifbar lassen.

Im 17. Jahrhundert begann die Barockisierung des Stadtbildes. Wien wurde zur Reichshaupt- und Residenzstadt der römisch-deutschen Kaiser und hatte bereits großstädtischen Charakter.
1683 wurde die zweite Türkenbelagerung dank des Befestigungswalls und des polnischen Entsatzheeres beendet. Die Zerstörungen, vor allem der Vorstädte, zogen ein reges Baugeschehen nach sich. Die Vorstädte erhielten auch eine Befestigung, den „Linienwall“ an der Stelle des heutigen „Gürtel“. Die militärische Funktion wurde aber bald durch eine fiskalische ersetzt, der Linienwall galt als Steuergrenze.
Ab dem 18. Jahrhundert wurden Liegenschaften der Klöster anderen Nutzungen übergeben, parzelliert. Eine rege Bau- und Wirtschaftstätigkeit waren die Folge, z.B. das „Schottenfeld“ mit seinen Seidenfabrikanten.

Biedermeier und 1848 bis Fin de siècle

Die Besetzung Wiens durch Napoleon Bonaparte bewies die Nutzlosigkeit der Stadtmauern, sie wurden jedoch erst 1865 geschleift, um der Ringstraßenverbauung Platz zu machen. Zuvor prallten im sogenannten „Vormärz“ (Wiener Kongress 1815 bis 1848) gesellschaftliche Widersprüche aufeinander. Unter der strengen Zensur des Kanzlers Metternich erlebte Wien dennoch eine kulturelle Blüte. Beethoven und Schubert wirkten hier, die Kunst des Biedermeier in Malerei und Möbeldesign dominierten diese Epoche, die Industrialisierung führte zu sozialen Umwälzungen, der Zuzug in die Städte (Wien hatte 1840 400.000 Einwohner) erzwang infrastrukturelle Maßnahmen.

1848 war Revolutionsjahr, der Hof war geflüchtet, die bürgerlichen Revolutionäre wurden aber dennoch mit Hilfe eines Entsatzheeres unter dem kroatischen Ban Jelacic besiegt und blutige Rache genommen (Robert Blum und seine Mitstreiter wurden erschossen, am 9. November 1848). Der 18-jährige Kaiser Franz Joseph bestieg im Dezember den Thron. 1857 fiel sein Entschluss zum Bau der Ringstraße. Militärisch machten Befestigungsanlagen keinen Sinn mehr, es wurden Kasernen für das Militär in Stadtnähe geplant (Roßauer Kaserne, Stiftskaserne, Arsenal). Der Bau der Ringstraße und die Verbauung des Glacis schufen Wiens weltberühmtes Ensemble.

Die Gründerzeit und das Ende der Monarchie

Das rasante Wachstum der Stadt in der „Gründerzeit“ führte zu einer hohen Verbauungsdichte in den Vorstädten. Die Bevölkerungszahl hatte sich zwischen 1880 und 1910 auf mehr als 2 Millionen Einwohner verdreifacht. Es wurden Wohngebiete mit den berüchtigten Mietskasernen in zum Teil schachbrettartiger Verbauung angelegt. Gas, Elektrizität, Verkehrsmittel, Gesundheitswesen wurden kommunalisiert. Mit dem Bau einer Wasserleitung wurden schlagartig die hygienischen Verhältnisse verbessert.

Wien als Zentrum der Habsburgermonarchie spiegelte auch die multikulturellen Eigenheiten des Donauraums wider. Wien war um das Fin de Siècle das geistige Zentrum der Moderne in Europa. Kunst, Musik, Literatur und Wissenschaften blühten. Von diesem geistigen Aufbruch zehrt die Stadt heute noch.

Emsige Gründerzeit

Der Beginn der Gründerzeit wird mit 1948 nach der gescheiterten bürgerlichen Revolution festgeschrieben. Die wirtschaftlichen Reformen der bürgerlichen Revolution wurden im Gegensatz zu den politischen Reformen nicht zurückgenommen.

Eisenbahnbau, Arbeitsteilung, Industrialisierung, die Abwanderung aus dem Ländlichen Raum erzeugten eine wirtschaftliche Prosperität, die mit dem Börsenkrach 1873 jäh unterbrochen wurde. In Österreich endete damit auch die Zeit des Liberalismus.

Wien wurde in dieser Zeit die fünftgrößte Stadt der Welt. Der rasche Zuzug Hunderttausender aus allen Teilen der Monarchie, aber auch aus Deutschland schuf eine rege Bautätigkeit. 1870 zählte Wien eine Million Einwohner, 1910 waren es zwei Millionen.
Zahlreiche Infrastrukturprojekte wurden in Angriff genommen: Zwei Hochquellwasserleitungen aus den Kalkalpen, die Regulierung der stark mäandernden Donau inklusive Hochwasserschutz, der Bau einer Stadtbahn, vergleichbar mit S-Bahn oder U-Bahn, die Elektrifizierung der Straßenbahn, die Vergesellschaftung von Wasser, Strom, Gas und Öffentlichem Verkehr.

Das politisch aufgewertete Bürgertum setzte sich mit den Prachtbauten im historistischen Stil ein Denkmal. Diese Gründerzeitbauten erfolgten entlang der Ringstraße bis zum Gürtel. Die alten Barockviertel mit ihrem dörflichen Charakter wurden abgerissen, der neue Baustil und die Höhe entsprachen den neuen Techniken (Lift) und feuerpolizeilichen Bestimmungen (23m lange Drehleitern). Diese Form der Überbauung ist heute noch gut am Spittelberg zu sehen, einer barocken Insel inmitten hochragender Gründerzeitbauten.

Das Proletariat fand in den sogenannten „Mietskasernen“ Unterkunft. Vier- bis sechsgeschossige Gründerzeithäuser ohne Stuck und Fassadengliederung, ohne Lift und mit Wasser und WC am Gang. Aufgrund der großen Raumhöhe sind diese Altbauten heute noch begehrte Wohnobjekte, soferne die sanitäre Infrastruktur in die Wohnungen gebracht wurde.

Die Bautätigkeit zog immer mehr Arbeitskäfte an. Die Arbeiten erfolgten weitgehend händisch. Dennoch wurden die Bauten inklusive Aushub für die oft zweigeschossigen Keller innerhalb eines Jahres bezugsfertig

In und zwischen den Kriegen

Nach dem 1. Weltkrieg war Wien nicht mehr Zentrum eines großen Reiches sondern Hauptstadt eines geschrumpften, verarmten Kleinstaates. Die krisenhafte Nachkriegszeit beförderte die Entwicklung des „Roten Wien“. Die Gemeinde ging bei Wohnungsbau, bei Bildung und sozialer Wohlfahrt offensiv und für damalige Verhältnisse sehr innovativ vor. Es entstanden zahlreiche Gemeindebauten, die aus Steuermitteln errichtet wurden und noch heute die Gemeinde Wien zum größten Wiener Hausbesitzer vor der katholischen Kirche machen.

Um diese Gemeindebauten kam es in der austrofaschistischen Diktatur während des Bürgerkrieges 1934 zu bewaffneten Kämpfen und zur Belagerung (Karl Marx-Hof). Es gab 10.000 Internierungen und zahlreiche standgerichtliche Erschießungen. Seit den 1930er Jahren hatten sich die gesellschaftlichen Widersprüche verschärft. Dem roten Wien stand das christlich-soziale „schwarze“ Österreich gegenüber, die „Volkstümler“ agitierten gegen das urbane, „sündige“ Wien. Beide Großparteien hatten paramilitärische Verbände, deren Aufmärsche glichen jeweils einer Machtdemonstration. 1933 löste der christlich-soziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuss das Parlament auf. Dazu kam noch die stark wachsende Partei der NSDAP, die mit blutigen Terroranschlägen agierte und 1934 bei einem Putschversuch Engelbert Dollfuss ermordete.

Im März 1938 verkündete Hitler vom Balkon der Neuen Hofburg ostmarkig den Anschluss seines früheren Heimatlandes an das Dritte Reich. Geschätzte 200.000 Menschen haben ihm dabei auf dem Heldenplatz zugejubelt. Die Menschen waren auch mit einer völlig neuen Intensität und Perfektion von Propaganda konfrontiert. Gleichzeitig begann die Verfolgung politisch Andersdenkender und die gewalttätige Ausgrenzung der Juden. Im November 1938, während des Pogroms „Reichkristallnacht“ wurden die Synagogen und jüdische Geschäfte zerstört. In der Folge wurden Wiener Juden zur Flucht gezwungen, ihr Besitz „arisiert“ oder sie wurden deportiert und ermordet (ca. 65.000). Sinti und Roma erfuhren das ähnlich entsetzliche Schicksal. So erging es allen, die sich geistig nicht gleichschalten ließen oder Kritik und Widerstand wagten. Nach 1945 unterließ es das offizielle Österreich, die vertriebenen Juden zur Rückkehr zu motivieren. (Eine offizielle Entschuldigung erfolgte erst unter der Regierung Vranitzky 1991 bzw. in konkreter Form 1993). Die Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Intelligenz stellt einen intellektuellen Aderlass dar, von dem sich Österreich bis heute nicht erholt hat, was im öffentlichen Diskurs täglich schmerzlich bewusst wird.

Ab 1943 begannen die Bombardierungen durch die Alliierten. Rasch errichtete FLAK-Türme prägen noch heute das Stadtbild. Die geplante Zerstörung des Stephansdoms durch die Wehrmacht wurde von einem ihrer Angehörigen vereitelt. Der Dom fing Feuer durch Funkenflug von einem durch Plünderer gelegten Feuer in der Nachbarschaft. Der zerstörte Dom eignet sich deshalb nicht als Symbol des kriegszerstörten Wien, wurde und wird aber als solches fälschlicherweise verwendet.

2. Weltkrieg in Wien

Wien war von den Kampfhandlungen des 2. Weltkrieges erst ab März 1944 direkt betroffen. Der Terror der NS-Herrschaft hatte bereits vor dem „Anschluss“ im März 1938 begonnen. Illegale Nazis hatten, von Berlin aus gesteuert, schon in den Jahren davor blutigen Bombenterror in Österreich verursacht.

Terror gegen ‚unwertes Leben’
Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen am 12. März 1938 begann die Gewalt gegen Juden, Linke, Zigeuner, Homosexuelle, politisch Andersdenkende, gegen „minderwertiges Leben“.

Zahlreiche Wiener beteiligten sich an der Denunzierung und profitierten von sogenannten Arisierungen, d.h. jüdisches Eigentum wurde mit staatlichen Mitteln geraubt und in Besitz genommen. Die Juden wurden zum Tragen des Davidsterns gezwungen, gedemütigt und ihrer Freiheitsrechte beraubt. Bekleidungsvorschriften verboten ihnen u.a. das Tragen alpenländischer Trachten.

Von den knapp 200.000 jüdischen Wienern wurden ca. 115.000 in die Emigration getrieben, 65.000 wurden in die Vernichtungslager transportiert und ermordet.

Stadtplanung unter den Nazis
Die Nazis vergrößerten das Wiener Gemeindegebiet. So wurde z.B. Mödling zum 24. Bezirk, noch heute liefert dort Wien-Energie den Strom, ein Erbe dieser Zeit.

Hitler hatte große Pläne mit dem Heldenplatz. Es sollte nicht dazu kommen. Der Rathausplatz hieß Adolf-Hitler-Platz. Während der Nazizeit wurde auf Österreichs Straßen der Rechtsverkehr eingeführt, in Wien mussten zahlreiche Schienenweichen der Straßenbahn neu verlegt werden.
Die Reichsgaragenverordnung wird heute noch exekutiert und die Stadt setzt die Massenmobilisierung durch den KFZ-Verkehr weiter fort. Bei Errichtung jeder Wohneinheit muss seit 1938 ein Autoabstellplatz errichtet werden, was das Wohnen extrem verteuert und noch dazu gegen das Verursacherprinzip verstößt. Inzwischen wurde das Gesetz abgemildert und gilt erst ab einer geringen Wohnungsgröße. Das Grundproblem bleibt: die heutigen Gebietskörperschaften exekutieren Nazi-Gesetze!
Die Schlacht um Wien
Ab dem 17. März 1944 erfolgten Luftangriffe auf Wien. Davon zeugen heute noch die wuchtigen Betonbunker der Luftabwehr, die FLAK-Türme. Sie können aus Kostengründen nicht abgetragen werden, eine Sprengung würde die Umgebung zu stark beschädigen. So wechselten in den vergangenen Jahrzehnten die Nutzungsideen. Sie reichen von Kunstflächen (Arenbergpark) bis zu Hotels und Diskotheken. Der Bunker im Esterhazypark wird als Aquarium für Meerestiere („Haus des Meeres“) und als Kletterwand genutzt.

Zahlreiche Wohngebäude wurden durch Bombentreffer z.T. völlig zerstört, z.B. der Heinrichshof gegenüber der Staatsoper oder der Philippshof hinter der Staatsoper. An seiner Stelle, auf dem heutigen Albertinaplatz, errichtete der Bildhauer Alfred Hrdlicka sein „Denkmal gegen Krieg und Faschismus“.

Das Wiener Symbol, der Stephansdom, blieb bei den Luftangriffen wie durch ein Wunder unbeschädigt. Selbst der Versuch der Wehrmacht, den Dom vom Bisamberg aus zu beschießen, wurde von NS-Hauptmann Gerhard Klinkicht durch Befehlsverweigerung vereitelt. Einzig das von Plünderern im benachbarten Haas-Haus gelegte Feuer sprang am 12.4.1945 auf den Dom über. Kriegsbedingt gab es nicht genug Wasser für die Feuerwehr. Der Dachstuhl und der Glockenturm brannten aus, die Glocke, die Pummerin, zerschellte in der Tiefe.

Am selben Tag rückte die sowjetische Armee in Wien ein. Die achttägige blutige Schlacht im Wiener Stadtgebiet endete am 13. April mit der Niederlage der NS-Truppen. Wien war vom Nazi-Terror befreit. Die Besatzungsmächte (F; GB; SU; USA) blieben bis Oktober 1955, der Erfüllung des Staatsvertrags vom 15.5.1955. Österreich verpflichtete sich zur „immerwährenden“ Neutralität.

Neustart mit Nazi-Erbe

Im April 1945 wurde die Stadt nach heftigen Kämpfen durch die sowjetische Armee befreit. Wien wurde in vier Zonen aufgeteilt wie Berlin. Das umliegende Niederösterreich war sowjetisch. Der Diskurs über die Besatzung durch die Sowjets wird von den zahlreichen Vergewaltigungen von Frauen durch sowjetische Soldaten überlagert. 1955 wurde mit dem Staatsvertrag der Abzug der alliierten Truppen vereinbart. Mit dem Abzug der vier Besatzungsmächte und dem Ruf „Österreich ist frei“ wurde ein neuer Mythos geschaffen, wurde damit doch die Befreiung von den eigentlichen Befreiern 1945 gefeiert. Mit dem Ende der Besatzung am 25.10.1955 schwand die Chance auf eine Fortsetzung der Entnazifizierung, was dann auch so eintrat. Die ehemaligen NSDAP-Mitglieder wurden nun von den anderen Parteien umworben, die Verbrechen vor 1945 sollten „endlich Geschichte“ sein.

Mit der Errichtung eines UNO-Standortes unter Bundeskanzler Kreisky bekam Wien wieder internationale Bedeutung. Seit 1989, mit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“, liegt Wien wieder in der Mitte Europas und übt auf zahlreiche Bewohner der ehemaligen Kronländer eine alte, neue Faszination aus. Text: Bernhard Morawetz

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