Burgtor, äußeres     >>

Burgtor
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1660 war das alte Burgtor als Teil der Stadtmauer von Wien errichtet worden und während der Türkenbelagerung 1683 heiß umkämpft. 1809 wurde es – wie andere Teile der Stadtmauer auch – von den Franzosen gesprengt, wodurch die Stadtmauer ihren militärischen Wert endgültig verlor.

Das Äußere Burgtor wurde von Peter Nobile nach Plänen von Luigi Cagnola durch Soldaten der österreichischen Armee errichtet. Die feierliche Grundsteinlegung fand am 22. September 1821 unter Anwesenheit von Kaiser Franz I. statt. Am 16. Oktober 1824 – dem elften Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig – wurde es feierlich eröffnet.
Die Errichtung dieses Bauwerks durch Soldaten sollte auf den heldenhaften Kampf der österreichischen Armee gegen die Truppen Napoleons verweisen.

In vergoldeter Schrift findet sich an der Ringstraßenseite die Aufschrift „FRANCISCVS I. IMPERATOR AUSTRIAE MDCCCXXIV (Franz I., Kaiser von Österreich 1824) und an der dem Heldenplatz zugewandten Front IVSTITIA REGNORUM FVNDAMENTVM (Die Gerechtigkeit ist das Fundament der Herrschaft.), der Wahlspruch von Kaiser Franz I. von Österreich.

Ende des 19. Jahrhunderts plante Otto Wagner, das Tor abzutragen und in Grinzing wieder aufzubauen. An seiner Stelle wollte er ein monumentales Denkmal Kaiser Franz Josephs errichten. Ludwig Baumann wiederum, ein Bauleiter der Hofburg, war für die Schleifung des Bauwerks, um so den Heldenplatz zur Ringstraße hin zu öffnen.

Zur Zeit der NS-Herrschaft in Österreich gab es Überlegungen, den Heldenplatz architektonisch aufzuwerten. Zu diesem Zweck sollte die Hauptachse des Platzes um 90 Grad gedreht werden, so dass jener Balkon der Neuen Hofburg, von dem aus Adolf Hitler den Anschluss Österreichs verkündet hatte, Hauptblickpunkt bei großen Aufmärschen geworden wäre. Zu diesem Zweck wollte man die Reiterdenkmäler von Erzherzog Karl und Prinz Eugen von Savoyen ebenso versetzen wie das Burgtor selbst, welches man in die Mitte des Heldenplatzes rücken wollte.

Im Laufe der Geschichte des Burgtores wurden hier immer mehr Gedenkstätten eingerichtet:

Die Gedenkstätten am Burgtor:
1. „Lorbeer für unsere Helden 1914–1916“.
Lorbeerkranz und Wappen am Äußeren Burgtor. Spendenaktion mit in die Lorbeerblätter eingravierten Namen der Spender. Der Ertrag ging an den k.k. Österreichischer Militär-Witwen- und Waisenfonds. Prominenteste Spender waren: Kaiser Franz Joseph I. (Österreich-Ungarn), Kaiser Wilhelm II. (Deutsches Kaiserreich), Großsultan Mehmed V. (Osmanisches Reich), König Ferdinand I. (Bulgarien).
An ihre Spende erinnern die vier vergoldeten Lorbeerzweige in der Mitte der Ringstraßenfront zwischen den Lorbeerkränzen und Wappen der Länder und Städte Österreichs („der im Reichsrat vertretenen Länder“). Zusätzlich wurde auch der Spruch „LAURUM MILITIBVS LAVRO DIGNIS MDCCCCXVI (Lorbeer den des Lorbeer würdigen Soldaten 1916)“ angebracht.

2. Heldendenkmal, Krypta.
1933 bis 1934 wurde das Äußere Burgtor zu einem den Gefallenen des Ersten Weltkrieges gewidmeten Heldendenkmal umgebaut. An den beiden Schmalseiten führen Feststiegen zur dachlosen Ehrenhalle. Im Inneren wurde eine Krypta für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet. Darin befinden sich ein von Wilhelm Frass aus rotem Marmor geschaffenes Epitaph eines toten Soldaten, ein schlichter Altar sowie zehn Ehrenbücher mit den Namen der im Krieg gefallenen Österreicher, deren Seiten täglich umgeblättert werden.
Das Heldendenkmal wurde am 9. und 10. September 1934 im Rahmen einer patriotischen Feier eröffnet. Am 15. März 1938 legte hier Adolf Hitler einen Kranz nieder und auch Hermann Göring besuchte am 27. März die Ehrenstätte. Nach 1945 wurde sie durch die Anbringung der Jahreszahlen 1939-1945 auch den Soldaten der Deutschen Wehrmacht gewidmet, unter Einbeziehung von SS-Angehörigen – davon zeugen die Namen in den Totenbüchern, die in der Krypta aufliegen. Mehr dazu hier:.
In dieser Krypta wird jeden Sonntag eine katholische Messe gelesen.

Im Sommer 2012 wurde das Denkmal auf Geheiß des Verteidigungsministers Darabos geöffnet und ein Brief des Künstlers Wilhelm Frass vorgefunden, in dem er den Nationalsozialismus verherrlichte. Wilhelm Frass war bereits vor 1938 bekennender Nazi und rühmte sich in seinem Beitrittsansuchen zur NSDAP, als langjähriges Vorstandsmitglied der Secession ganz im nationalen Sinne gehandelt zu haben. So sei bereits 1937 in der Secession im Rahmen einer deutschen Kunstausstellung erstmals in Österreich offiziell die Hakenkreuzfahne gehisst worden.

3. Kurzzeitiges SA-Denkmal.
Während der Monarchie war die mittlere Tordurchfahrt meist geschlossen. Sie war für den Kaiser reserviert. Hier bekam unter den Nazis die SA ihr eigenes Ehrenmal, dieses wurde 1945 wieder entfernt.

4. Weiheraum für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes
1965 wurde auf Beschluss der Bundesregierung südlich der Durchfahrt ein Weiheraum für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes eingerichtet. Er enthält einen schwarzen Marmorblock, dessen Oberseite das Bundeswappen und auf seiner Vorderseite die Inschrift „IM GEDENKEN AN DIE OPFER IM KAMPFE FÜR ÖSTERREICHS FREIHEIT“ trägt. In einer Vitrine in der Vorhalle werden Dokumente über die Wiedererrichtung der Republik Österreich aufbewahrt.

4. Denkmal der Exekutive.
Nördlich befindet sich seit 2002 ein Denkmal, welches an im Dienst verunglückte Polizisten und Gendarmen erinnern soll.

5. Papstkreuz
Südlich neben dem Heldentor befindet sich das stählerne Papstkreuz, welches an den Besuch von Papst Johannes Paul II. am 10. September 1983 erinnert und vom Architekten Gustav Peichl entworfen wurde.

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