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DAHEIM IM WIENER GRÄTZEL
Das Wiener Graetzel kommt von -grad (Burg). Hier kennt man sich aus, hier fühlt man sich zu Hause. Der Kiez, das Quartier in Paris, überall gilt: Daheim ist, wo man die Leute kennt, sich geborgen fühlt und gute Bekannte hat. Die Familie und Freunde sind weniger auf diese engen Grenzen bezogen. Im Wiener Grätzel geht man einkaufen, zum „Wirten“ oder auf einen Café, man diskutiert die Bezirkspolitik und kümmert sich um den öffentlichen Raum, für den man anderswo vielleicht nicht so viel Verantwortungsgefühl zeigt. Es ist also menschlich.
Das Graetzel als Bollwerk
Die Globalisierung bleibt draußen, das ist jedoch eine trügerische Hoffnung. Die Datenspuren führen im Grätzel vom kleinsten Eck zu den großen Konzernen in Kalifornien und wie wird es im Grätzel und auf seinen bisher belebten Straßen aussehen, wenn der Einzelhändler nur mehr Paketsklave für E-commerce Konzerne wird? Deren Eigenkapitalausstattung ihnen erlaubt, mit Dumping-Angeboten den Markt für sich aufzukehren? Diese Aussichten sollten erschüttern, erfahrungsgemäß erfolgt diese Erschütterung aber meist im Nachhinein. Dann haben wir wieder Anlass zur Nostalgie. Das zumindest hat Tradition! Ich fürchte, nicht nur in Wien…
Die schönsten Grätzel rund um: Spittelberggasse, Kirchengasse, Theobaldgasse, Schleifmühlgasse, Servitengasse, Karmelitermarkt, Yppenplatz, Josefstädter Straße, Kardinal Rauscher Platz, Reindorfgasse.